In Fortsetzung der langjährigen Projektpartnerschaft mit der Berrien Springs High School, Michigan, U.S.A. lernten erneut deutsche und amerikanische Schülerinnen und Schüler in einem gemeinsamen digitalen Klassenzimmer. Ermöglicht wurde die Zusammenarbeit durch Nutzung des sozialen Netzwerks für Bildungseinrichtungen Edmodo https://www.edmodo.com/ und die Verlinkung weiterer Apps wie die digitale Pinnwand Padlet https://de.padlet.com/ und das interaktive Präsentationstool VoiceThread https://voicethread.com/. Ein Höhepunkt des Projekts war eine gemeinsame Skype-Konferenz, bei der die Lerngruppen in Echtzeit miteinander diskutierten. Der Projektkurs Englisch Q1 der Wilhelm-Kraft-Gesamtschule und die amerikanische Psychologie- und Soziologieklasse arbeiteten im Verlauf des gesamten Schuljahrs fächerübergreifend zu den Themen „Nationale Stereotypen und Vorurteile“ und „Migration“. Durch den Dialog in Form von Chats und Blogbeiträgen sowie den Austausch von Präsentationen wurden vertraute Denkmuster in Frage gestellt und ein erweiterter Blick auf die Fremd- und Herkunftskultur eröffnet.

Die Wahrnehmung von nationalen Klischees ist durchaus konträr, wie die Auswertung einer Online-Befragung unter den beiden Lerngruppen zeigte. Während beispielsweise die Aussage, dass Deutsche blaue Augen haben und blond sind, von 60 Prozent der deutschen Teilnehmerinnen und Teilnehmer als Vorurteil gewertet wurde, sahen 82 Prozent der amerikanischen Vergleichsgruppe darin eine Stereotype. Die Sammlung und Veranschaulichung dieser Differenzen verdeutlichten den Lernenden, dass in der interkulturellen Kommunikation besondere Sensibilität geboten ist.  Des Weiteren erforschten die deutschen Schülerinnen und Schüler Gründe für das Deutschlandbild ihrer amerikanischen Partner. Eine Internetrecherche zur deutschen Einwanderung in den Großraum Chicago und Michigan ergab, dass regionale Traditionen aus dem süddeutschen Raum die Vorstellung von Deutschland nachhaltig geprägt haben.

Im Rahmen des Migrationsprojekts verfolgten beide Schülergruppen gemeinsam die Stationen einer Flucht aus Syrien. In einer BBC-Simulation https://www.bbc.com/news/world-middle-east-32057601 basierend auf realen Fluchterfahrungen nahmen die Schülerinnen und Schüler in multi-nationen Kleinteams die Rolle syrischer Flüchtlinge an. Gemeinsam mussten sie über ihren Fluchtweg beraten und Entscheidungen treffen, die sie vor erneute Herausforderungen stellte. In der Simulation erlebten sie so die Unwägbarkeiten und Gefahren der Flucht. Am Ende erreichte nur eine einzige Kleingruppe Manchester, alle anderen Schülerteams waren ertrunken oder in einem Flüchtlingscamp interniert. In der abschließenden Reflexion überdachten die Lernenden die Konsequenzen ihrer Entscheidungen.

Ausgehend von Daphne Matziarakis preisgekröntem Dokumentarfilm 4.1 Miles https://www.youtube.com/watch?v=hjnj5B2GCvc über den griechischen Kapitän und Seenotretter Kyriakos Papadopoulos, der in den Jahren 2015 und 2016 Tausende Bootsflüchtlinge vor der Insel Lesbos rettete, beleuchteten die Schülerinnen und Schüler die Konsequenzen der Flüchtlingskrise für die Bevölkerung der griechischen Insel und recherchierten ihre Möglichkeiten, den Geflüchteten konkret zu helfen.

Einen lokalen Bezug erhielt das Flüchtlingsprojekt abschließend durch einen Kinobesuch des Projektkurses. In dem Dokumentarfilm „Willkommenskultur und so“ https://www.filmrisskino.de/programm/uebersicht/willkommenskultur-und-so-die-sprockhoeveler-fluechtlingshilfe porträtiert Regisseur Markus Matzel die Initiative der Flüchtlingshilfe Sprockhövel. Der Film führt auch in die Wilhelm-Kraft-Gesamtschule. Der Bericht für die amerikanischen Partnerklasse beendete ein anregendes und intensives Jahr der Zusammenarbeit.

Martina Westermann

Exchange Across The Sea
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