WZ – Westdeutsche Zeitung

Schule ohne Rassismus:
Auszeichnung für Projekte gegen rassistische Sprüche

Die Wilhelm-Kraft-Gesamtschule wurde von der Regionalen Arbeitstelle für Ausländerfragen ausgezeichnet. Anlässlich der Verleihung beschäftigte sich die ganze Schule mit dem Thema.

Schülersprecherin Jasmin Vogel nimmt die Auszeichnung für ihre Schule entgegen. (Foto: Wolfgang Westerholz)

Haßlinghausen. In den Gängen duftet es nach exotischen Gewürzen, Schüler rennen aufgeregt herum und montieren Plakate. Am Donnerstag wurde der Wilhelm-Kraft- Gesamtschule die Plakette „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ von der Regionalen Arbeitsstelle für Ausländerfragen (RAA) verliehen – und dieser Anlass dort gebührend begangen. Nach der Gemeinschaftshauptschule Niedersprockhövel trägt damit die zweite Schule in Sprockhövel dieses Siegel.

Initiiert wurde das Projekt von der Schülervertretung (SV). „Die Schülervertreter wollten mit geballter Kraft dagegen angehen, dass an Wänden und auf Stühlen rassistische Sprüche stehen“, sagt die Schulleiterin Dorothea Waskönig-Kessel. Schon lange beschäftigt sich die SV mit dem Thema, hat bei Schülern, Lehrern und Eltern Unterschriften gegen Rassismus gesammelt.

Anlässlich der Verleihung beschäftigte sich nun die ganze Schule in 50 verschiedenen Arbeitskreisen mit dem Thema. Wie wichtig dieses ist, zeigen die Ergebnisse der Interview-Gruppe: Auf die Frage „Findest du, dass es in Deutschland zu viele Ausländer gibt?“ antworteten 17 Befragte mit ja, neun mit nein und sieben waren unschlüssig.

Die Schüler spürten Vorverurteilungen in Wort und Bild nach (Adjektive wie primitiv, faul, anders) und empfahlen Verhalten in Bedrohungssituationen: keine Angst zeigen, Blickkontakt herstellen, ruhig und laut sprechen.

Anhand von Karikaturen wurde deutlich gemacht, wie schnell die Grenze zum Rassismus überschritten ist. Eine Gruppe gestaltete ein Plakat, auf dem die Bilder von SA-Männern und jüdischen Kindern aus Sprockhövel und Haßlinghausen zu sehen sind, eine andere Gruppe formulierte ein Hallo für Ausländer.

Andere beseitigten Schmierereien an den Schulwänden, analysierten Filme oder kochten ausländische Spezialitäten. Der Projekttag soll nur ein Auftakt sein: „Wir sind am Anfang einer langen Reise“, verspricht die Schulleiterin.

VON UND FÜR SCHÜLER

Schule ohne Rassismus ist ein Projekt von Schülern für Schüler, die gegen alle Formen von Diskriminierung, insbesondere Rassismus, aktiv vorgehen und einen Beitrag zu einer gewaltfreien, demokratischen Gesellschaft leisten wollen. Die Schüler müssen die Unterschriften von mindestens 70 Prozent aller direkten Angehörigen der Schulen sammeln. Das Konzept erstellen sie selber, unterstützt von Lehrern.

Ursprung: Das Projekt wurde 1988 in Belgien initiiert. Seit 1995 gibt es Schulen ohne Rassismus auch in Deutschland. In NRW gibt es 92 Schulen ohne Rassismus.

30.03.2007 – Von Günter Hiege

Schule ohne Rassismus: Auszeichnung für Projekte gegen rassistische Sprüche